Der unsichtbare Einfluss: Wie innere Antreiber unser Verhalten steuern 

Schlagwörter

Vor kurzem hatte ich wieder eine Coaching-Sitzung mit einem Klienten – nennen wir ihn Max. Max wandte sich zum ersten Mal an mich, als er kurz vor einem Burn-Out stand. Sein Mentor hatte ihm geraten, sich Unterstützung zu suchen, und so trafen wir uns. In unseren Gesprächen wurde deutlich, dass es sogenannte „innere Antreiber“ waren, die Max stets zu neuen Höchstleistungen antrieben. 

Für Max war zu diesem Zeitpunkt harte Arbeit der einzige Weg zum Erfolg, alles andere war nachrangig. Dies führte dazu, dass er sein Privatleben vernachlässigte und keinen Ausgleich fand. Gemeinsam begannen wir, diese inneren Antreiber zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, wie er gesund damit umgehen konnte. 

Heute ist Max wesentlich entspannter. Er kontrolliert seine Antreiber, anstatt sich von ihnen kontrollieren zu lassen. Diese Reise zu mehr Selbstwirksamkeit hat sein Leben positiv verändert. 

Für mich ist ein Termin mit Max auch immer wieder ein Anlass, meine eigenen inneren Antreiber zu reflektieren – und das möchte ich auch dir ans Herz legen. 

Denn manchmal tun wir Dinge, die nicht in unserem besten Interesse sind. Dahinter können Verhaltensmuster stehen, die uns zwar dahin gebracht haben, wo wir heute stehen – und doch jetzt nicht mehr aktuell sind. Die sich auf unseren Erfolg, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken und uns mitunter sogar krank machen.  

  • Fühlt sich dein Leben eigentlich immer irgendwie anstrengend an?  
  • Hast du das Gefühl, immer gegen den Wind zu laufen?  
  • Oder legst du immer eine bestimmte Verhaltensweise an den Tag, gerade in stressigen Phasen, obwohl du das gar nicht so richtig möchtest? 

Das könnten Signale sein, dass deine inneren Antreiber stark wirken. Was das bedeutet, und was du für dich tun kannst, verrate ich dir hier. 

Verstehen, wie wir ticken: Inneren Antreibern auf der Spur mit der Transaktionsanalyse

Um unsere inneren Antreiber überdenken zu können, müssen wir zunächst verstehen, wie sie uns formen und beeinflussen – die Transaktionsanalyse bietet hier faszinierende Einblicke. Es handelt sich dabei um eine psychologische Theorie und Therapiemethode, die von dem in Kanada geborenen amerikanischen Psychiater Eric Berne geprägt wurde.  

Die Transaktionsanalyse hilft zu verstehen, wie Menschen miteinander reden und warum sie sich so verhalten, wie sie es tun. Dafür betrachten wir, wie wir uns in verschiedenen Situationen benehmen und wie das zusammenhängt. Sie kann helfen, Probleme in Beziehungen zu verstehen und Konflikte zu lösen. Außerdem kann sie uns zeigen, warum wir manchmal Dinge tun, die wir eigentlich gar nicht wollen – das hat oft etwas mit unseren inneren Antreibern oder Glaubenssätzen zu tun, die unser Verhalten beeinflussen.  

Die fünf Antreiber: Unsere inneren Motivatoren im Überblick

Nach dem Modell von Eric Berne gibt es fünf wesentliche Antreiber. Diese sind oft das Ergebnis früherer Erfahrungen, Prägungen oder auch des Vorbilds uns nahestehender Menschen. Die Antreiber können sowohl positiv als auch negativ sein. Positiv, indem sie dazu beitragen, dass wir motiviert und beherzt an Dinge herangehen und sie uns unterstützen, unsere Ziele zu erreichen. Negativ jedoch, wenn sie unsere Welt verzerren und über das gesunde Maß hinausschießen. Dann müssen wir – wie beim Autofahren – auch einmal auf die Bremse treten, den jeweiligen Antreiber in geregelte Bahnen lenken und gegensteuern.  

Dabei müssen die fünf Antreiber nicht so direkt auftreten – es gibt Mischformen und viele Abwandlungen.  

    1. Sei stark: Der Antreiber „Sei stark“ prägt Menschen mit einem hohen Maß an Durchhaltevermögen und Belastbarkeit. Sie zeigen Standhaftigkeit in schwierigen Situationen und haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, auch unter Druck ihre Stärke zu bewahren. Allerdings neigen sie dazu, keine Hilfe anzunehmen, ihre Emotionen zu unterdrücken und misstrauisch zu sein. Sie betrachten sich oft als Einzelkämpfer, glauben fest daran, alles selbst bewältigen zu können und zögern, ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Dies kann dazu führen, dass sie sich isoliert fühlen und Schwierigkeiten haben, sich auf andere zu verlassen.

      Typische Überzeugungen sind u.a.:  

      • Ich bin nur liebenswert, wenn ich stark bin. 
      • Ich darf keine Schwäche zeigen. 
      • Ich darf nie um Hilfe bitten. 
      • Ich muss immer alleine zurechtkommen.
    2. Sei perfekt: Die Ausrichtung auf Perfektion zeichnet Personen aus, die einen ausgeprägten Blick für Details haben, eine hohe Arbeitsqualität anstreben und über exzellente Planungskompetenz verfügen. Diese Suche nach Perfektion führt oft dazu, dass sie lange an Aufgaben arbeiten und einen hohen Informationsbedarf haben. Allerdings kann dieser Hang zur Perfektion sie auch dazu verleiten, sich in Details und Nebensächlichkeiten zu verlieren und den Überblick über das Gesamtbild zu verlieren.

      Typische Überzeugungen sind u.a.: 
       
      • Ich bin nur in Ordnung, wenn ich perfekt bin.  
      • Ich muss immer alles richtig machen.  
      • Ich darf nie Fehler machen.  
      • Ich darf nie zufrieden sein, etwas „gut genug finden“ und mich darauf ausruhen.

         

    3. Sei gefällig: Hohe Empathie und gute Teamwork-Skills sind Eigenschaften von Personen, bei denen der Glaubenssatz ‚Sei gefällig‘ besonders stark ausgeprägt ist. Dieser Antrieb führt dazu, dass sie stets harmonische Beziehungen anstreben und stark darauf bedacht sind, es anderen recht zu machen. Jedoch kann dieser Drang zur Gefälligkeit dazu führen, dass sie wenig kritikfähig sind, voreilig zustimmen und häufig ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer vernachlässigen. Sie machen sich oft zu viele Sorgen um das Wohl anderer, manchmal sogar auf Kosten ihres eigenen Wohlbefindens. 


      Typische Überzeugungen sind u.a.: 
       

      • Ich bin in Ordnung, wenn ich es anderen recht mache.  
      • Ich muss immer offen, hilfsbereit und positiv anderen gegenüber sein.  
      • Ich darf nie nein sagen oder anecken.  
      • Die Bedürfnisse der anderen sind immer wichtiger als meine eigenen.

         

    4. Streng dich an: Menschen, die stark vom Antreiber ‚Streng dich an‘ geprägt sind, zeichnen sich durch ihre Begeisterungsfähigkeit, engagiertes Arbeiten und ihr Streben nach ständiger Verbesserung aus. Sie sind oft sehr kreativ und setzen sich mit Hingabe für ihre Ziele ein. Allerdings kann dieser Antrieb auch zu schneller Überforderung führen, da sie sich oft zu viel auf einmal vornehmen. Ihr geringes Durchhaltevermögen lässt sie manchmal frühzeitig aufgeben, auch wenn sie noch nicht ihr volles Potenzial ausgeschöpft haben. Sie überschreiten häufig ihre inneren und körperlichen Grenzen, indem sie sich zu sehr verausgaben, was langfristig zu Erschöpfung und Unausgeglichenheit führen kann.

      Typische Überzeugungen sind u.a.: 
       
      • Ich muss immer weiter kämpfen und mich bemühen.  
      • Ich darf nie aufgeben oder weniger als Vollgas geben.  
      • Ich muss hart für etwas arbeiten, nur solche Ziele sind erstrebenswert. 
      • Ich muss es allein und aus eigener Kraft schaffen.

         

    5. Beeil dich: Dieser Antreiber prägt Menschen, die sich durch schnelles Arbeiten und eine hohe Entscheidungsfreudigkeit auszeichnen. Sie sind in der Lage, rasch Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zügig zu erledigen. Allerdings tendieren sie dazu, in einem hohen Redetempo zu sprechen und andere zu unterbrechen. Ihr Drang nach Geschwindigkeit führt manchmal zu einer geringeren Arbeitsqualität und einem unvorbereiteten Handeln. Sie handeln oft ohne ausreichende Vorbereitung und verlieren dabei gelegentlich die Übersicht über wichtige Details.

      Typische Überzeugungen sind u.a.:
       
      • Ich muss immer die Zeit optimal nutzen.  
      • Ich darf keine Zeit verschwenden.  
      • Ich darf mich nie entspannen oder einfach mal nichts tun.  
      • Ich muss immer schnelle Ergebnisse liefern und am besten mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. 

Es ist wichtig, ein Bewusstsein und auch Mechanismen zu entwickeln, mit denen wir erkennen, wann ein Antreiber noch gesund für uns ist und wann eben nicht. Und Strategien zu entwickeln, die uns auf unseren Wegen helfen. 

Gesunder Umgang mit inneren Antreibern: 5 Schritte zu mehr Selbstreflexion und Veränderung

Auch wenn innere Antreiber oft als Motivation für Leistung und Erfolg gesehen werden, können sie ebenso negative Auswirkungen haben. So wie bei Max, dessen Antrieb zu ständiger Höchstleistung ihn fast in einen Burnout führte, verdeutlichen innere Antreiber, dass ihr Einfluss nicht immer förderlich ist. Aber es gibt gute Nachrichten! Wir haben alle die Fähigkeit, diese Glaubenssätze zu hinterfragen und gegebenenfalls aufzulösen. Durch bewusste Reflexion und Arbeit an uns selbst können wir lernen, unsere inneren Antreiber besser zu verstehen und so eine gesündere Balance in unserem Leben zu erreichen. 

5 Schritte für deinen gesunden Umgang mit inneren Antreibern 

  • Bewusstmachen: Nimm dir bewusst Zeit, um deine inneren Antreiber zu identifizieren. Schreibe auf, welche Gedanken und Überzeugungen dich antreiben. Zum Beispiel: „Glaube ich, dass Perfektion unerlässlich ist?“ oder „Spüre ich den Druck, immer allen gefallen zu müssen?“. Indem du sie konkret benennst, wird es einfacher, sie zu erkennen.

     

  • Akzeptieren: Akzeptiere, dass diese Antreiber Teil deiner Geschichte sind. Es ist normal, solche Gedanken zu haben und es bedeutet nicht, dass du „schlecht“ bist. Sei freundlich zu dir selbst und erinnere dich daran, dass du anfangen kannst, sie zu beeinflussen, sobald du sie akzeptierst.

     

  • Präsenz im Alltag reflektieren: Beobachte bewusst deine Reaktionen im Alltag. Wenn du dich gestresst fühlst oder überreagierst, frage dich: „Was hat mich gerade so reagieren lassen? Welcher Glaubenssatz könnte dahinterstecken?“ Diese Selbstreflexion hilft dir, Muster zu erkennen und zu verstehen.

     

  • Überzeugungen hinterfragen: Frage dich: „Sind meine Glaubenssätze noch stimmig?“. Wenn du zum Beispiel glaubst, dass nur Perfektion Erfolg bedeutet, hinterfrage diese Überzeugung. Suche nach Situationen, in denen weniger Perfektion genauso effektiv war und erweitere so deine Perspektive.

     

  • Alternativen etablieren: Erarbeite bewusst neue, gesündere Gedankenmuster. Wenn du dich unter Druck fühlst, perfekt sein zu müssen, denke bewusst daran: „Fortschritt ist wichtiger als Perfektion.“ Oder wenn du geneigt bist, dich immer anderen anzupassen, wiederhole: ‚Es ist in Ordnung, auch mal nein zu sagen.“. 

Das Auflösen von Glaubenssätzen erfordert oft Unterstützung. Es ist ein Prozess des Hinterfragens und Neudefinierens unserer Überzeugungen und Werte. Dadurch können wir lernen, uns selbst besser zu verstehen, unsere Beziehungen zu verbessern und letztendlich erfolgreichere und gesündere Entscheidungen zu treffen. Gerne begleite ich dich auf diesem Weg – lass uns darüber sprechen, was dich antreibt!  

Dies könnte Sie auch interessieren

Nach oben